Wir führen eine umfassende Diagnostik bei Verdacht auf Autismus-Spektrums-Störungen (ASS) durch.

Autismus zählt derzeit zu den sogenannten „Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen“. Dies bedeutet, dass die Entwicklung eines Kindes von Geburt an anders und nicht nur verzögert verläuft. Diese Auffälligkeiten zeigen sich in den Bereichen Kommunikation und soziale Interaktion, gelegentlich auch durch stereotypisches Verhalten und besondere Interessen oder durch besondere Fähigkeiten.

Bei einigen Kindern und Jugendlichen stellt sich die Frage, ob Auffälligkeiten einer Autismus-Spektrums-Störung (ASS) zugeschrieben werden müssen. Die Beantwortung dieser Fragestellung ist wichtig, um möglichst frühzeitig die bestmöglichen Therapieangebote und individuellen Fördermöglichkeiten für Ihren Sohn/ Ihre Tochter/für Dich zu finden.

Um diese Abgrenzung vornehmen zu können, werden in der Praxis umfangreiche diagnostische und differenzialdiagnostische Schritte angewandt. Sämtliche Mitarbeiterinnen in der Praxis verfügen über eine gezielte Schulung zur Feststellung einer ASS.

Diagnostische Schritte

Dazu führen wir zunächst ein Erstgespräch mit den Eltern, ab ca. 13 Jahren gemeinsam mit dem Jugendlichen. In diesem Gespräch besprechen wir unser Vorgehen, ob eine autismusspezifische Diagnostik zum Einsatz kommen soll und ob ggf. auch weitere oder alternative diagnostische Elemente sinnvoll sind.

Nach diesem Erstgespräch erfolgt das Kennenlernen des Kindes. In diesem Termin führen wir keine Tests durch sondern stellen einen ersten Kontakt zum Kind her. Dies ist wichtig, um eine angstfreie Situation zu gewährleisten, insbesondere auch für die Durchführung von weiteren Untersuchungen. Je nach Bedarf kann diese Sitzung in Begleitung eines Elternteils durchgeführt werden, die Inhalte werden individuell auf das Kind angepasst und zuvor mit den Eltern abgestimmt.

Sollte bereits nach dem Erstkontakt eine ASS ausgeschlossen werden können, beraten wir Sie und Dich, ob und welche Schritte im Folgenden sinnvoll sind.

Sollten wir jedoch eine ASS nicht ausschließen können, folgen weitere diagnostische Elemente. Neben einem Elternfragebogen zur sozialen Kommunikation (FSK), persönlichen Gesprächen, ggf. einem diagnostischen Elterninterview (ADI-R) und einer Beobachtung Ihres Sohnes/Ihrer Tochter mit Hilfe der standardisierten Verhaltensbeobachtung ADOS überprüfen wir, ob die Auffälligkeiten einer Autismus-Spektrums-Störung (ASS) zuzuordnen sind.

Dabei berücksichtigen wir sowohl die Entwicklungs- und Altersstufe als auch die individuellen Lebensumstände. Bei Bedarf können sämtliche Termine auch in Begleitung eines Elternteils stattfinden.


Diagnostische Elemente – was genau beinhalten diese?

Der Elternfragebogen FSK dient der Erfassung von ungewöhnlichen sozialen Interaktions- und Kommunikationsmustern sowie von stereotypen Verhaltensweisen im Vorfeld einer eingehenderen Diagnostik. Dieser dient u.a. dazu abzuschätzen, ob weitere diagnostische Elemente in Richtung ASS durchgeführt werden sollten oder wir andere mögliche Störungen überprüfen sollten wie beispielsweise ADHS, Sozialverhaltensstörungen oder Angststörungen.

Das ADI-R beinhaltet diverse Items zur frühkindlichen Entwicklung, zum Spracherwerb, zu verbalen und nonverbalen kommunikativen Fähigkeiten, zum Spiel- und sozialem Interaktionsverhalten, zu stereotypen Interessen und Aktivitäten sowie ggf. zusätzlich auftretenden Symptomen. In der Regel wird es mit den Eltern durchgeführt und benötigt zwei Stunden Zeit, in Einzelfällen auch länger. Ob dieses aufwändige Interview vollumfänglich notwendig ist oder ein reguläres Entwicklungsgespräch ausreicht, besprechen wir individuell mit jeder Familie.

Das strukturierte Testverfahren ADOS umfasst fünf Module, welche abhängig von Alter und Sprachniveau zur Wahl stehen, um anhand von spielerischen Elementen, Aktivitäten und Gesprächen für die Diagnose einer ASS relevante Sachverhalte und Symptome zu prüfen. Die Durchführung benötigt, je nach Alter – zwischen 30 und 50 Minuten. Wenn Ihr Kind dieses nicht ohne Sie als Mutter oder Vater machen möchte, sind Sie selbstverständlich bei der Durchführung mit dabei.

Bei Bedarf können wir das ADOS mit zwei geschulten Kolleginnen durchführen um in Zweifelsfällen die Diagnose bzw. den Ausschluss einer ASS im 4-Augenprinzip abzusichern.


Auswertung und weiteres Procedere

Abschließend bieten wir ein umfangreiches Auswertungsgespräch an. Im Fall einer Diagnosestellung erhalten Sie von uns eine Bescheinigung, die Sie zur Beantragung von verschiedenen Fördermaßnahmen (z.B. Schulbegleitung) benötigen. Zudem unterstützen wir Sie bei der Kontaktaufnahme für eine Therapie in einem Autismuszentrum.

Sollte sich herausstellen, dass die Auffälligkeiten nicht einer ASS zuzuordnen sind, überlegen wir gemeinsam Therapieziele und stellen Ihnen/Dir mögliche Behandlungsschritte in der Praxis vor. Bitte bedenken Sie, dass die Aufnahme einer Therapie mit Wartezeiten von einigen Wochen verbunden sein kann.

Selbstverständlich können Sie sich/kannst Du Dich im Anschluss auf Wunsch auch an eine Kollegin oder einen Kollegen wenden, der/die dann eine Therapie durchführt.

Die von uns erhobenen Befunde stellen wir schriftlich zur Verfügung und schreiben auf Wunsch einen Arztbrief an den Haus- oder Kinderarzt, in welchem wir die Diagnostik und Therapieempfehlung darstellen. Eine Ausfertigung des Arztbriefes geht auch an die Eltern bzw. ab ca. 15 Jahren an den Jugendlichen.

Auf Anforderung können auch umfangreiche, kostenpflichtige Berichte für das Jugendamt erstellt werden.